Oswald Sigg

Oswald Sigg – Mikrosteuer

Alt-Vizekanzler und Bundesratssprecher zur Mikrosteuer. Hier im abschliessenden Interview.

IM RAHMEN DES ERSTEN, OFFIZIELLEN WLFORUM-ANLASSES ERWIES SICH ALT-VIZEKANZLER UND BUNDESRATSSPRECHER OSWALD SIGG ALS EIN BESONNENER REDNER, DER MIT ANEKDOTEN NICHT SPARTE. IM GUT BESETZTEN SAAL DES HOTELS BUCHSERHOF GEWÄHRTE ER DEM PUBLIKUM EINBLICK, WIE ER ZU SEINEM ENGAGEMENT FÜR DIE MIKROSTEUER KAM.

[…] Dabei ging er auf die ihr zugrunde liegende Idee ein, ohne sich zu sehr im Detail des Konzeptes aufzuhalten. Der Forumsanlass war ein gelungener, öffentlicher WLF-Auftakt.

Als damaliges Mitglied des Initiativkomitees für ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) wurde Sigg hellhörig, als ihm der Finanzunternehmer Felix Bolliger im Herbst 2013 seine Idee zur Mikrosteuer vorstellte. Sigg erkannte im Konzept der Mikrosteuer ein Potenzial, das auch die brennende Frage hinsichtlich der Finanzierbarkeit eines BGEs zu beantworten erlaubte.
Sigg und Bolliger bildeten schliesslich 2015 zusammen mit Marc Chesney (Professor der Uni Zürich), Anton Gunzinger (Professor ETH-Z) und dem Rechtsanwalt Jacob Zgraggen eine Arbeitsgruppe, die sich der Mikrosteuer als Alternative zum heutigen Steuersystem annahm. Es entstand ein Konzeptpapier, das auch als Grundlage für die geplante Volksinitiative dient. Der Entwurf für die Initiative lag zum Zeitpunkt der Veranstaltung der Bundeskanzlei zur Prüfung vor.

Eine sozial faire und leicht anwendbare Steuer

Die Mikrosteuer beabsichtigt eine Besteuerung des gesamten Zahlungsverkehrs in Promilleansätzen. Mit einem jährlichen Finanztransfervolumen von nahezu 200’000 Milliarden Franken, stellt der Zahlungsverkehr das grösstmögliche Substrat dar. Gemäss Sigg würde sich die Mikrosteuer aus sozialer Sicht sehr fair gestalten und wäre, da automatisiert, auch leicht zu handhaben. Die Mikrosteuer bezieht die Finanzwirtschaft mit ein, was die privaten Haushalte und die Realwirtschaft stark entlasten würde.
Das auf microtax.ch hinterlegte Konzeptpapier der Arbeitsgruppe erkennt in der Mikrosteuer genügend Potenzial, um längerfristig sämtliche, bestehende Steuern und Abgaben abzulösen. Die angestrebte Volksinitiative gestaltet sich bescheidener. Sie schlägt die Mikrosteuer als Alternative für die direkte Bundessteuer, die Mehrwertsteuer und die Stempelgebühren vor.

(Abschrift des Zeitungsartikels „Eine Mikrosteuer im Fokus“: Werdenberger & Obertoggenburger – November 2018)